26. März 2010, Waitzinger Keller, Miesbach
Rund 300 Fans lauschen Annemarie Hagn & Friends
Miesbach - Mit einem abwechslungsreichen Konzert haben die Valleyer Musikerin und ihre Freunde im Waitzinger Keller in Miesbach ein "Daheim-Gefühl" erzeugt.
Sehr persönlich, sehr virtuos:
Annemarie Hagn wird auf der Bühne
unter anderem von Flori Burgmayr (h.)
und Christoph Bencic begleitet.
Die Zuschauer genießen die heimelige Atmosphäre.
Es gibt nicht viele Menschen, die allein durch ihr fröhliches Wesen gute Laune verbreiten können, und das auch noch vor einem Publikum mit mehreren hundert Gästen. Annemarie Hagn kann das. Im beinahe ausverkauften Saal des Miesbacher Waitzinger Kellers eroberte sie aber nicht nur mit ihrer liebenswerten Art die Herzen der Besucher. Mit ihren Freunden bot sie außerdem Musik in einer Vielfalt, die an Abwechslung kaum zu überbieten ist: bayerische Gstanzl, alte deutsche Schlager von Alexandra und Zarah Leander, Jazz, Tango, Chansons aus den 30er-Jahren, Stücke österreichischer Liedermacher und Selbstkomponiertes.
Dazwischen erzählte Hagn in einem Plauderton wie unter guten Freunden ganz persönliche Erlebnisse, Beobachtungen und Gedanken. Beispielsweise von der jüngsten Genossenschaftsversammlung der Reutberger Brauerei, wo es immer ein Hendl und zwei Mass Bier gibt. Oder von ihren Gemeinsamkeiten mit Berlusconi – gefärbte Haare und das Liebeslieder-Schreiben. Oder sie erklärt, wie wichtig es ist, vor Tonaufnahmen zu schlucken, weil es sonst im Mikrofon so komisch zischt. Annemarie Hagn erzählt keine spektakulären Geschichten. Es sind ganz normale Alltagserlebnisse, aber so lustig und unverfälscht wiedergegeben, dass man einfach lachen muss.
So authentisch wie ihre Plauderei ist auch Hagns Musik. Sie singt von Almrosen, Enzian und dem ersten Busserl ohne ein Spur von Kitsch, sie singt in anrührender Poesie „Komm doch und küss’ mich“ aus dem „Hohen Lied der Liebe“ von König Salomon. Sie singt mit der tiefen Stimme Zarah Leanders „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ oder „Weit, weit weg“ von Hubert von Goisern. Und ist dabei so unglaublich wandlungsfähig. Auf der Bühne dabei: erstklassige musikalische Unterstützung. Ihre Schwester Elisabeth Althaus mit ihrer klaren Stimme, Christoph Bencic an der Geige, Florian Burgmayr an Bass und Tuba sowie Werner Sitte am Klavier. Das Musikertrio zeigte bei mehreren Instrumentalstücken, dass hier hochkarätige Künstler auf der Bühne stehen. Bencic spielte seine Geige mit beeindruckender Fingerfertigkeit, seine Tangos sprühten vor Temperament und Erotik. Werner Sitte gab am Klavier das Bild eines Bar-Pianisten: ganz auf sein Spiel konzentriert, als hätte er alles um sich herum vergessen. Das schien freilich nur so, denn ebenso wie Burgmayr, der mit Bass oder Tuba den Takt vorgab, hörte er achtsam auf die Stimmen und die Musik der anderen.
Hagns Lieder begleiteten die drei mit viel Gefühl. Trotz der Größe des Saals und der Besucherzahl war es ein sehr persönliches Konzert, dank Annemarie Hagn, die an ihrem Auftritt offensichtlich Freude hatte, und ihren Gästen diese Freude weitergab.
Merkur-online vom 28.03.2010